Abgesondert - Angstgequält - Ausgestoßen

Text: Lukasevangelium 5, 12–32: Übersetzung: Elberfelder Bibel

12 Und es geschah, als er in einer der Städte war, siehe, da war ein Mann voller Aussatz; und als er Jesus sah, fiel er auf sein Angesicht und bat ihn und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen. 13 Und er streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will. Sei gereinigt! Und sogleich wich der Aussatz von ihm. 14 Und er gebot ihm, es niemand zu sagen: Geh aber hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, wie Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis! 15 Aber die Rede über ihn verbreitete sich umso mehr; und große Volksmengen versammelten sich, (ihn) zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. 16 Er aber zog sich zurück und war in einsamen Gegenden und betete. 17 Und es geschah an einem der Tage, dass er lehrte, und es saßen da Pharisäer und Gesetzeslehrer, die aus jedem Dorf von Galiläa und Judäa und aus Jerusalem gekommen waren; und des Herrn Kraft war da, damit er heilte. 18 Und siehe, Männer bringen auf einem Bett einen Menschen, der gelähmt war; und sie suchten ihn hineinzubringen und vor ihn zu legen. 19 Und da sie nicht fanden, auf welchem (Weg) sie ihn hineinbringen sollten, wegen der Volksmenge, stiegen sie auf das Dach und ließen ihn durch die Ziegel hinab mit dem Bett in die Mitte vor Jesus. 20 Und als er ihren Glauben sah, sprach er: Mensch, deine Sünden sind dir vergeben. 21 Und die Schriftgelehrten und die Pharisäer fingen an zu überlegen und sagten: Wer ist dieser, der (solche) Lästerungen redet? Wer kann Sünden vergeben außer Gott allein? 22 Als aber Jesus ihre Überlegungen erkannte, antwortete und sprach er zu ihnen: Was überlegt ihr in euren Herzen? 23 Was ist leichter zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? 24 Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben - sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf und nimm dein Bett auf und geh nach Hause! 25 Und sogleich stand er vor ihnen auf, nahm auf, worauf er gelegen hatte, und ging hin in sein Haus und verherrlichte Gott. 26 Und Staunen ergriff alle, und sie verherrlichten Gott und wurden mit Furcht erfüllt und sprachen: Wir haben heute außerordentliche Dinge gesehen. 27 Und danach ging er hinaus und sah einen Zöllner, mit Namen Levi, am Zollhaus sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach! 28 Und er verließ alles, stand auf und folgte ihm nach. 29 Und Levi machte ihm ein großes Mahl in seinem Haus; und (da) war eine große Menge von Zöllnern und anderen, die mit ihnen zu Tisch lagen. 30 Und die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten murrten gegen seine Jünger und sprachen: Warum esst und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern? 31 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken; 32 ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zum Umdenken.

Worte des Lebens für uns

Der Aussätzige erzählt

Von klein auf habe ich in meinem Elternhaus und in der Thoraschule über den Umgang mit Aussätzigen gelernt. Aussätzige sind aus der Dorfgemeinschaft zu entfernen. Denn Aussatz ist ansteckend, und vom religiösen Standpunkt aus haftet an Aussätzigen 'Unreinheit'. Das heißt, sie sind aus der religiösen Gemeinschaft auszuschließen, weil sie vor Gott unrein, von Gott bestraft, verstoßen und verdammt sind.

Klar, dass wir von früher Kindheit an ständig mit der Angst lebten, einmal ein Betroffener zu sein.

Eines Tages bekam ich einen Hautausschlag im Gesicht und an den Armen. Ein Priester stellte die Diagnose: Aussatz. In mir brach die Welt zusammen. Ich musste fort von daheim, um nun weit außerhalb unserer Siedlung mein armseliges Dasein zu fristen und mich auf das Verfaulen bei lebendigem Leib einzustellen. Heilmittel gegen diese Krankheit gab es keine.

Keine menschlichen Kontakte mehr, keine Gespräche, sondern vollkommen einsam und verlassen. Zerrissene Kleider musste ich tragen und die Haare ungepflegt. Die Leute sollten von weitem erkennen, mit wem sie es zu tun haben. Wenn jemand in meine Nähe kam, musste ich laut 'unrein', 'unrein' rufen. Völlig verachtet war ich.

Eines Tages kam Jesus mit Freunden in meine Nähe. Ich hatte ihn früher schon einige Male gesehen und gehört und hatte Zutrauen zu ihm. Ich lief ihm entgegen. Auch er ging entschlossen auf mich zu, reichte mir die Hand und umarmte mich. Und er sagte: Du bist rein. Nie warst du unrein in Gottes Augen. Gott hat dich lieb wie alle anderen.

An diesem Tag feierte ich Auferstehung. Ich sprang umher wie ein Verrückter. Verrückt vor Freude und Glückseligkeit. Mein Leben begann noch einmal von Neuem.

Der Gelähmte erzählt

Von klein auf lernte ich im Elternhaus und in der Thoraschule, wer eines der vielen Gesetze des Moses nicht einhält und übertritt, ist ein Sünder. Gott schließt die Sünder aus seiner Liebe aus und bestraft, verstoßt und verdammt sie. Darum haben Sünder in der religiösen Gemeinschaft nichts verloren.

Ständig quälten wir uns deshalb mit Sündenfurcht. Bei allem, was wir dachten, sagten und taten, begleitete uns die Angst, Sünden zu begehen.

Diese Angst hat viele Menschen krank gemacht, seelisch gelähmt und verstümmelt. Auch mich.

Eines Tages kam es in einer Synagoge zur Begegnung mit Jesus. Er kam auf mich zu, reichte mir die Hand und streichelte mich über den Kopf. Und er sagte: Du bist sündenfrei. Dir ist vergeben. Immer schon. Gott hat dich niemals schuldig gesprochen. Gott ist Liebe, Güte, Barmherzigkeit und Vergebung. Du bist Gottes Kind, bedingungslos geliebt.

An diesem Tag fiel meine innere Lähmung von mir ab. Ich sprang auf und tanzte wie ein Verrückter. Verrückt vor Freude und Glückseligkeit. Mein Leben begann noch einmal von Neuem.

Der Zolleinheber erzählt

Von klein auf lernte ich im Elternhaus und in der Thoraschule, dass Menschen, die für den Kaiser in Rom Steuern einheben, zu verachten und aus dem auserwählten Volk auszugrenzen sind. Denn sie wirtschaften in ihre eigene Tasche, sind also Gauner, Betrüger und öffentliche Sünder. Sich mit ihnen an einen Tisch zu setzen und mit ihnen gemeinsam zu essen, galt für religiöse Menschen als absolutes No-Go. Denn die öffentlichen Sünder haben im Herzen Gottes keinen Platz. Sie sind von Gott verflucht.

Später ergab es sich, dass ich selbst Steuereintreiber für den römischen Kaiser wurde. Verachtung schlug mir schnell von allen Seiten von meinen Landsleuten entgegen.

Eines Tages kam es zu einer Begegnung mit Jesus an meiner Zollstätte, die mein Leben von Grund auf veränderte. Wir waren uns schon ein paar Mal begegnet. Jesus kam auf mich zu. Im Laufe unseres Gespräches sagte er zu mir: Levi, ich brauche dich. Großes habe ich mit dir vor. Ich möchte dich aufnehmen in meinen Freundeskreis. Geh mit mir und werde mein Mitarbeiter! Ich erkannte die große Chance meines Lebens: mich, einen Zollbeamten des römischen Kaisers, einen in unserem Volk verhassten Sünder nimmt Jesus in seine Gemeinschaft auf und zeigt mir damit, dass Gott mich annimmt. Ohne lange Bedenkzeit ging ich von da an mit Jesus. Ich war so voller Freude und Glück und habe Jesus und weitere Gäste noch am selben Tag zum Abendessen in mein Haus eingeladen.

An diesem Tag begann mein Leben noch einmal von Neuem.