Der andere Hunger - das andere Brot
Text: Johannesevangelium 6, 22-35 - Wortgetreue Übersetzung aus dem Griechischen
22 Tags darauf: das Volk, das jenseits des Sees stand, die sahen, dass ein anderes Boot nicht dort gewesen war, außer dem einen, und auch, dass er nicht eingestiegen war mit seinen Jüngern, Jesus, in das Boot; sondern allein hatten seine Jünger abgelegt. 23 Andere Boote kamen aus Tiberias nah an die Stelle, wo sie das Brot gegessen hatten, nach dem Dankgebet des Herrn. 24 Als nun das Volk sah, dass Jesus nicht dort war und auch nicht seine Jünger, stiegen sie selbst in die Boote und fuhren nach Kafarnaum auf der Suche nach Jesus. 25 Und als sie ihn fanden, jenseits des Sees, sprachen sie zu ihm: Rabbi, wann bist du hierher gekommen? 26 Geantwortet hat ihnen Jesus, er sprach zu ihnen: Bei Gott, ja, bei Gott, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen, sondern weil ihr gegessen habt, von den Broten, und satt geworden seid. 27 Erwirkt nicht die Speise, die verderblich ist, sondern die Speise, die bleibend ist ins unendliche Leben, - die der Menschensohn euch geben wird. Denn ihn hat der Vater mit seinem Siegel bezeichnet, Gott! 28 Sprachen sie da zu ihm: Was sollen wir tun, dass wir die Werke Gottes wirken? 29 Geantwortet hat Jesus, er sprach zu ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr vertraut auf den, den er gesandt hat. 30 Sprachen sie da zu ihm: Was denn tust du für ein Zeichen, dass wir sehen und dir vertrauen? Was wirkst du? 31 Unsere Väter haben das Manna gegessen in der Wüste, wie geschrieben steht: Brot aus dem Himmel gab er ihnen zu essen. 32 Sprach da zu ihnen Jesus: Bei Gott, ja, bei Gott, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot aus dem Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das Brot aus dem Himmel, das wahre. 33 Denn das Brot Gottes ist er, der niedersteigt aus dem Himmel und der Leben gibt der Welt. 34 Sprachen sie da zu ihm: Herr, allezeit gib uns dieses Brot. 35 Sprach zu ihnen Jesus: Ich bin das Brot des Lebens. Wer kommt zu mir, nein, der wird nicht hungern, und wer vertraut auf mich, nein, der wird nimmermehr dürsten.
Worte des Lebens für uns
Jesus, damals haben sich Menschen an deine Fersen geheftet und dich inständig gesucht. Was haben sie von dir erwartet?
Das Brot für die Menge hat bei vielen Leuten Hoffnung ausgelöst. Sie wollten mich zu ihrem König machen, der sie von nun an mit irdischem Brot und allem Lebensnotwendigen versorgt. Ich habe ihrem Ansinnen nicht entsprochen. Mit dem Brot für viele habe ich ein Zeichen gesetzt, das hinweisen will auf einen anderen Hunger und auf anderes Brot. Sie haben dieses Zeichen damals noch nicht verstanden.
Jesus, an welchen anderen Hunger und an welches geheimnisvolle Brot vom Himmel, das der Welt das Leben gibt, denkst du?
Jesus:
Hunger verstehe ich in ganzheitlichem Sinn: körperlich-leiblich, geistig-seelisch und spirituell-mystisch. Ebenso sehe ich Brot in umfassender
Weise: als Essen für den körperlich-leiblichen, als Nahrung für den geistig-seelischen und als Speise für den spirituell-mystischen
Bereich.
Hunger nach Brot und Nahrungsmittel spürt jeder Mensch jeden Tag. Dieser Hunger ist ein ständig wiederkehrendes Bedürfnis unseres
Körpers. Ebenso kennen wir den Hunger nach Wertschätzung, Anerkennung und Bestätigung, nach liebevoller Zuwendung, Nähe und
Beheimatung, nach Geborgenheit, Schutz und Sicherheit, nach Berührung, Herzenswärme und Zärtlichkeit, nach Frieden und Harmonie. Dieser
Hunger ist das Verlangen unseres Geistes und unserer Seele.
Desgleichen wohnt in uns allen, ob wir ihn schon bewusst erfahren haben oder noch nicht, der Hunger nach dem Ewigen, dem Ganzen, dem Unvergänglichen,
nach der Fülle des Lebens. Dieser Hunger ist die Sehnsucht unseres Herzens nach dem dreieinen Gott und nach Gemeinschaft, Eins sein und Verschmelzung mit
ihm.
Jesus, das Brot auf dem Tisch ist Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Den geistig-seelischen Hunger können Menschen einander stillen. Wer aber erfüllt die Sehnsucht nach dem Ewigen, nach dem Ganzen, die Sehnsucht unseres Herzens nach dem dreieinen Gott, wie du sagst?
Jesus:
Das kann nur der dreieine Gott allein. Er tut es durch mich. Darum sagte ich: 'Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel kommt und der Welt das göttliche Leben gibt. Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.'
Jesus, was bedeuten deine Worte 'wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben'?
Jesus:
Wer fest und innig vertraut und daran festhält, dass ich in ihm bin und er in mir ist, gewinnt Lebenssinn in vorher nie erfahrenem Maße und Glück und Freude und Erfüllung, die er in den Gütern und Angeboten dieser Welt nicht findet. Manche Menschen bleiben bei dem Brot, das Körper, Geist und Seele nährt, lange stehen. Sie spüren zwar mehr oder weniger, dass ihnen etwas fehlt. Aber die Sehnsucht ihres Herzens nach dem Ewigen, nach dem Ganzen und Unvergänglichen ist bei ihnen noch verdeckt, aus mancherlei Gründen haben sie ihr noch nicht nachgespürt. Und es ist ihnen auch noch unbekannt, dass der dreieine Gott selber die Erfüllung dieser Sehnsucht ist.
Jesus, wie können wir die Sehnsucht unseres Herzens nach dem dreieinen Gott spüren und erfahren lernen?
Jesus:
Wenn ihr tief in euer Herz hineinhorcht unbeeinflusst und frei von Bedürfnissen, Beeinflussungen und Glücksversprechungen, die von außen an euch herangetragen werden, dann werdet ihr eure Sehnsucht nach dem dreieinen Gott spüren und werdet erkennen, dass ich das Brot bin, das diesen Hunger stillt.
Danke, Jesus. Wir loben und preisen dich.