Wiederholte Ankündigung der Auferstehung
Text: Markusevangelium 10, 32–34 - Einheitsübersetzung neu
Während sie auf dem Weg hinauf nach Jerusalem waren, ging Jesus voraus. Die Leute wunderten sich über ihn, die ihm nachfolgten aber hatten Angst. Da versammelte er die Zwölf wieder um sich und kündigte ihnen an, was ihm bevorstand. Er sagte: Siehe, wir gehen nach Jerusalem hinauf; und der Menschensohn wird den Hohepriestern und den Schriftgelehrten ausgeliefert; sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden ausliefern; sie werden ihn verspotten, anspucken, geißeln und töten. Und nach drei Tagen wird er auferstehen.
Worte des Lebens für uns
Was demnächst mit ihm geschieht, ist für Jesus keine Überraschung. Er weiß. Sehenden und offenen Auges, im vollen Bewusstsein, was ihm bevorsteht, geht Jesus nach "Jerusalem". Jerusalem steht hier für Leidensweg, Hinrichtung und Auferstehung.
Wir sprechen von dreimaliger Auferstehungsankündigung, die oft verkürzt Leidensankündigung genannt wurde und wird. Das ist Verfremdung der Jesusbotschaft. Das Ziel ist nicht das Leiden, sondern die AUFERSTEHUNG IN DIE HERRLICHKEIT DES NEUEN LEBENS. Das ist ein ganz wesentlicher und entscheidender Unterschied.
Jesus geht seinen Weg nicht in ewige Finsternis, sondern in ewiges Licht. Das unterstreichen die Evangelien wiederholte Male. Er geht nicht in ewigen Todesschatten, sondern in seine Auferstehungsherrlichkeit. Das gilt es genau zu beachten.
Verherrlicht wird nicht Leiden und Kreuz, wie das oft dargestellt wurde und wird, sondern verherrlicht wird die neue Existenzweise des Christus in seinem unvergänglichen Licht.
Jesus sucht nicht Leiden und Kreuz um des Leidens und Kreuzes willen. Er geht nicht zum Kreuz, wie manche sagen. Er geht den Weg seiner Verkündigung des ewig liebenden Abba-Gottes mit letzter Konsequenz, bis zum Äußersten, bis zur Vollendung. Seine Gottesverkündigung ruft Gegner auf den Plan, Anfeindung, Hass auf ihn und schließlich tödliche Aggression. Nocheinmal: Nicht des Leidens wegen, sondern um der Liebe willen geht Jesus nach "Jerusalem". "Da er die Seinen (das sind nicht ein paar Jünger:innen, sondern die ganze Schöpfung, Anm.) liebte, liebte er sie bis zur Vollendung." (Johannesevangelium 13, 1)
In diesem Zusammenhang gehen wir auf eine zweite Entstellung der Botschaft Jesu ein, nämlich die weitverbreitete Lehre von der Wiedergutmachung, die Folgendes besagt. Die Sünden aller Menschen sind Beleidigungen Gottes, Verletzungen seiner Ehre und rufen seinen Zorn hervor. Gott steht vor der Alternative der "Strafe", das heißt der Vernichtung der gesamten Menschheit, oder der "Wiedergutmachung". Sie bedeutet eine Ersatzleistung, welche die Sünden der Menschheit aufwiegt bzw. überwiegt. Sie besteht darin, dass ein "Sündloser" stellvertretend für die ganze Menschheit leidet, sein Blut vergisst und sein Leben als Sühne für die Sünden aller anderen hingibt. Er opfert sich. Damit ist Gottes Groll besänftigt. Er ist nun versöhnt.
Die verzerrte Darstellung, die hier gezeichnet wird, sehen wir als Verhöhnung des ewig liebenden Abba, auf den Jesus abgrundtief vertraut und den er mit seinem Reden und Tun der Welt verkündet.