Ein Auflauerer plaudert aus dem Nähkästchen

Text: Lukasevangelium 20, 20–26 - Übersetzung: Hoffnung für alle

20 Die obersten Priester und die Schriftgelehrten ließen Jesus bespitzeln. Sie schickten einige Männer zu ihm, die vorgeben sollten, ihnen läge die Erfüllung des Gesetzes besonders am Herzen. Sie sollten ihn zu einer verfänglichen Aussage verleiten, damit man ihn an den römischen Statthalter ausliefern konnte. 21 Die Leute kamen also zu Jesus und fragten ihn scheinheilig: 'Lehrer, was du sagst und lehrst, ist richtig; das wissen wir. Du fragst nicht danach, welches Ansehen die Leute besitzen, sondern sagst uns frei heraus, wie wir nach Gottes Willen leben sollen. 22 Deshalb sage uns: Ist es eigentlich Gottes Wille, dass wir dem römischen Kaiser Steuern zahlen, oder nicht?' 23 Jesus durchschaute ihre List und sagte: 24 'Zeigt mir ein Geldstück! Wessen Bild und Name sind hier eingeprägt?' Sie antworteten: 'Die des Kaisers! 25 Da sagte Jesus zu ihnen: 'Nun, dann gebt dem Kaiser, was ihm zusteht, und gebt Gott, was ihm gehört!' 26 So war es ihnen nicht gelungen, Jesus vor allen Leuten zu einer verfänglichen Aussage zu verleiten. Sie waren von seiner Antwort so überrascht, dass sie schwiegen.

Ein Auflauerer plaudert aus dem Nähkästchen

Wir - einige abgefeimte Leute und ich, der ich von derselben Sorte war - wurden von Obersten unserer jüdischen Religion angeheuert und Jesus auf den Hals gehetzt. Sie versprachen uns Geld dafür. Da wir nur Gelegenheitsarbeiten verrichteten und uns öfter mit Diebstählen finanziell über Wasser hielten, waren wir froh und erleichtert über diesen Zuverdienst.

Woimmer Jesus öffentlich auftrat und zu größeren Menschenmengen sprach, mischten wir uns unter die Leute. Von unseren Auftraggebern wurden wir angewiesen, genau hinzuhören, was Jesus redet, und exakt zu beobachten, was er tut. Sie bläuten uns ein, uns möglichst unauffällig zu verhalten und nie jemandem zu verraten, von wem wir ausgeschickt wurden. Manchmal wurden wir von ihnen angeleitet, Jesus bestimmte Fragen zu stellen. Längst hatten wir durchschaut, dass sie Jesus auf Grund von verfänglichen Äußerungen vor dem Volk in Misskredit bringen oder Möglichkeiten bekommen wollten, Jesus vor dem Hohen Rat oder König Herodes Antipas oder dem römischen Statthalter Pilatus anklagen zu können.

Uns zu verstellen und zum Beispiel Scheinheiligkeitsmasken aufzusetzen, fiel uns in allen Schlichen Erfahrenen nicht schwer. Diesmal wurden wir auf Jesus angesetzt, ihn mit der Frage nach der kaiserlichen Steuer in eine Falle zu locken. Wir waren selbst gespannt auf die Antwort Jesu.

Jesus war clever. Sofort hatte er durchschaut, woher dieser Gegenwind weht, und welchen Strick wir ihm drehen wollten. Hätte Jesus mit JA geantwortet, hätte er damit viel Glaubwürdigkeit bei unserem Volk verloren. Denn das Volk hasste die Römer. Sie hielten den Kaiser in Rom für einen Gotteslästerer, weil er sich selbst göttlich bezeichnete, und Steuern an den Kaiser zu zahlen für Götzendienst. Hätte Jesus mit NEIN geantwortet, wäre dies ein gefundenes Fressen für seine religiösen Gegner gewesen. Sofort hätten sie ihn als Steuerverweigerer bei der römischen Behörde angezeigt.

Jesus fiel auf unsere Frage nicht herein, sondern wir fielen auf seine Reaktion herein, ihm einen Tiberiusdenar zu zeigen. Jesus entlarvte uns, weil wir selbst römisches Geld in unserer Hosentasche trugen, und er sagte: 'Gebt dem Kaiser zurück, was dem Kaiser gehört, nämlich sein Geld, und gebt Gott zurück, was Gott gehört.' Wir waren total verblüfft über Jesu Antwort, und die, die uns ausgeschickt hatten, ebenso, als wir ihnen alles erzählten.

Einer von uns fragte Jesus: 'Was gehört nun Gott?' Er antwortete: 'Alles gehört Gott. Was ihr habt, sind Gottes Leihgaben an euch. Gar nichts ist euer Besitz. Geht daher mit allen und allem, weil es euch von Gott geliehen ist, dementsprechend um: mit Würde, Achtung, Achtsamkeit und Ehrfurcht, mit Sorgfalt und Zartgefühl, mit Liebe und Güte: mit euch selbst und allen Mitgeschöpfen.'

An diesem Tag lernten wir Jesu Wahrhaftigkeit kennen und kündigten unseren 'Dienst' für seine Gegner.