Der innere Arzt

Text: Markusevangelium 7, 31-37 - Einheitsübersetzung neu

31 Jesus verließ das Gebiet von Tyrus wieder und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis. 32 Da brachten sie zu ihm einen, der taub war und stammelte, und baten ihn, er möge ihm die Hand auflegen. 33 Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; 34 danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu ihm: Effata!, das heißt: Öffne dich! 35 Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit und er konnte richtig reden. 36 Jesus verbot ihnen, jemandem davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr verkündeten sie es. 37 Sie staunten über alle Maßen und sagten: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.

Gottes Wort ist für uns wie Licht in der Nacht

Jesus, warst du ein Wunderheiler?

Jesus:

Viele denken, wenn Kranke durch Hilfe von Ärzten, Heilern oder Therapeuten gesund werden, Ärzte, Heiler, Therapeuten und ihre Medikamente und Maßnahmen hätten sie gesund gemacht. Es ist landläufiger Glaube, von Heilkundigen und von Medikamenten würden heilende Kräfte ausgehen. Tatsächlich erfolgt Heilung immer durch Selbstheilungskräfte, die jedem Menschen in großer Zahl innewohnen. In jedem Menschen befinden sich gleichsam ein innerer Arzt und eine innere Apotheke mit vielen Heilmitteln. Durch bestmögliche Bedingungen können die inneren Selbstheilungskräfte von außen in Gang gesetzt werden. Die inneren Selbstheilungskräfte aktivieren und zu Höchstleistungen anspornen - nichts anderes tun Ärzte mit ihren medizinischen Maßnahmen und Heiler und Therapeuten mit ihren Methoden. Die Heilung selbst aber bewirken ausschließlich die inneren Selbstheilungskräfte. Sie kann sich spontan oder in einem längeren Verlauf einstellen.
Jeder Mensch, auch wenn er nicht in Heilkunde ausgebildet ist, hat zahlreiche Möglichkeiten, seine eigenen Selbstheilungskräfte und die anderer Menschen zu entfachen und auf Touren zu bringen.

Jesus, kannst du uns solche Möglichkeiten nennen?

Jesus:

Dazu zählt alles, was das Vertrauen und die Hoffnung von Kranken auf ihre umfassende Genesung stärkt und ihnen hilft ihre Blockaden loszulassen. Sehr hilfreich sind positive menschliche Zuwendung zu Kranken, Berührungen, Hautkontakt, Zuspruch und Ermutigung, Beten bei und mit ihnen, sie segnen, sie salben, sie damit in ihrer Gewissheit festigen, dass der dreieine Gott in ihnen ist und tut, was das Allerbeste für sie ist, auch der Empfang der Kommunion und der Krankensalbung.

Jesus, wodurch entstehen eigentlich Krankheiten?

Jesus:

Wir können uns unseren gesamtmenschlichen Organismus als Einheit von Körper, Geist und Seele wie ein Kraftfeld vorstellen, in dem ununterbrochen Energie fließt. Wenn wir gesund sind, fließt die Energie kontinuierlich und harmonisch. Das Kraftfeld ist im Gleichgewicht. Es ist aber anfällig für vielfältige Störungen und kann aus dem Gleichgewicht geraten. Dadurch entstehen Blockaden im Energiefluss. Diese zeigen sich nach außen in verschiedenen Krankheitsbildern.
Heilung erfolgt dadurch, dass die Selbstheilungskräfte die inneren Blockaden auflösen und den Energiefluss wieder in Harmonie und Gleichgewicht zurücksetzen. Unser ganzer Organismus aus Körper, Geist und Seele hat das dauernde Bestreben, in innerer Harmonie und innerem Gleichgewicht zu sein, also im ursprünglich gesunden Zustand.

Jesus, du sprichst von inneren Blockaden als Ursache von Krankheiten. Ist für eine nachhaltige Heilung nicht unbedingt erforderlich, den Blockaden auf die Spur zu kommen und sie dann aufzulösen?

Jesus:

So ist es. Das kann ein kurzer oder längerer Prozess sein und manchmal eine längerfristige Begleitung notwendig machen, bis jemand die Herkunft dieser Blockaden erkennt und sie beheben kann.

Jesus, dieses Evangelium erzählt uns von einem taubstummen Menschen, der durch Begegnung mit dir geheilt wurde. Es wird ausführlich berichtet, was du mit ihm gemacht hast. Welche Bedeutung hatten die einzelnen Schritte, die du gesetzt hast?

Jesus:

Zuerst bin ich mit ihm von der Menschenmenge weggegangen, um ihn spüren zu lassen, du bist mir wichtig, jetzt bin ich ganz allein für dich da. Was jetzt mit dir geschieht, ist etwas ganz Persönliches. Dazu braucht es den geschützten Bereich. Weil er gehörlos war, habe ich mich der Gebärden bedient. Ich habe seine Ohren und seine Zunge berührt, um seine Aufmerksamkeit auf die Körperteile zu lenken, die blockiert waren. Speichel galt im Altertum als Heilmittel. Mit meinem Blick zum Himmel habe ich dem Taubstummen zu verstehen gegeben, der dreieine Gott ist in dir und wirkt heilend in dir. Mit meinem Seufzer wollte ich ihn selber zum Seufzen veranlassen, nämlich zum tiefen Ein- und Ausatmen und dabei Loslassen seiner inneren Blockaden. Schließlich habe ich ihm gesagt „öffne dich”. Damit habe ich ihm mitgeteilt, jetzt bist du selber dran: Verschließ dich nicht länger, öffne dein verschlossenes Herz, deine verschlossenen Sinne, deinen Geist, deine Seele, mache alles auf, was du bist, zum dreieinen Gott, zu den Menschen und zur Welt hin! Du kannst es.

Jesus, warum wolltest du, dass die Zeugen dieser Heilung darüber schweigen?

Jesus:

Um der Sensationsmache vorzubeugen, niemals wollte ich durch Sensationen Aufsehen erregen. Ebenfalls wollte ich nicht, dass ein falsches Bild von mir verbreitet wird bzw. falsche Bilder von mir entstehen.

Danke, Jesus. Wir loben und preisen dich.