Reich Gottes ist Freisein von Habenmüssen und Selbstsucht
Reich Gottes ist Freisein für Liebe und Menschlichkeit

Text: Lukasevangelium 18, 18–27 - Übersetzung: Elberfelder Bibel

18 Jesus wurde von einem angesehenen Mann gefragt: 'Guter Lehrer, was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?' 19 Jesus entgegnete: 'Weshalb nennst du mich gut? Es gibt nur einen, der gut ist, und das ist Gott. 20 Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht die Ehe brechen! Du sollst nicht töten! Du sollst nicht stehlen! Sag nichts Unwahres über deinen Mitmenschen! Ehre deinen Vater und deine Mutter!' 21 Der Mann antwortete: 'An all das habe ich mich von Jugend an gehalten.' 22 Als Jesus das hörte, erwiderte er: 'Etwas fehlt dir noch. Verkaufe alles, was du hast, und verteil das Geld an die Armen. Damit wirst du im Himmel einen Reichtum gewinnen, der niemals verloren geht. Und dann komm und folge mir nach!' 23 Als der Mann das hörte, wurde er sehr traurig, denn er war überaus reich. 24 Jesus merkte es und sagte: 'Wie schwer ist es doch für Menschen, die viel besitzen, in Gottes Reich zu kommen!

25 Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in Gottes Reich kommt.' 26 'Wer kann dann überhaupt gerettet werden?', fragten ihn seine Zuhörer. 27 Er antwortete: 'Was für Menschen unmöglich ist, ist für Gott möglich.'

Gottes Wort ist für uns wie Licht in der Nacht

Mit dem Bild von Kamel und Nadelöhr sagt uns Jesus, dass Besitz und Reichtum vom Reich Gottes ausschließen.

Wir gehen der Frage nach, warum das so ist.

Reich Gottes ist inneres und äußeres Freisein, Lebendigkeit, Leichtigkeit, Ganzheit, Glückseligkeit, volles, erfülltes Leben. Reich Gottes ist Beziehung, Gemeinschaft, überflutende Liebe, Güte, Menschlichkeit, Barmherzigkeit und Vergebung, Einfühlen und Verstehen, bedingungsloses Angenommen sein, Auflösung des Getrenntseins, Eins sein mit sich selbst und mit allen Geschöpfen, vollendete innere und äußere Harmonie und Frieden, Sanftmut und Gewaltfreiheit.

Reich Gottes beginnt nicht irgendwann in ferner Zukunft oder nach dem biologischen Sterben. Das Reich Gottes bricht in uns hier und jetzt an, wenn wir die Werte leben, die vor Gott richtig sind. Sie machen uns wirklich glückselig. Jesus verkündet uns diese Werte in seiner Rede auf dem Berg, die uns das Matthäusevgangelium überliefert, bzw. in der sogenannten Feldrede, die uns das Lukasevangelium weitergibt.

Zu beglückwünschen und glückselig sind,
- die glühende Sehnsucht haben nach Gottes Reich;
- die zu Gott kommen wie Bettler mit leeren Händen, nicht wie Hausierer, die Gott ihre frommen Leistungen und großartigen Taten verkaufen wollen;
- denen Sorgen und Kummer, Traurigkeiten und Ängste ihrer Mitgeschöpfe unter die Haut und zu Herzen gehen, die sich berühren lassen von Schmerzen, Not und Leid anderer und sich tief einfühlen;
- die ein Stück weit 'in den Schuhen anderer gehen, um zu spüren und zu verstehen, wo andere der Schuh drückt';
- die leiden unter der Welt, dass sie ist, wie sie ist;
- die mit sich selbst versöhnt sind und Frieden im Herzen tragen und Frieden und Versöhnung ausstrahlen;
- die freiwillig nicht MEHR für sich nehmen, als sie täglich zum Leben wirklich brauchen;
- die Liebe, Güte, Menschlichkeit, Barmherzigkeit, Trost, Geborgenheit und Vergebung ausströmen;
- die andere nicht anklagen und verurteilen, die nicht richten und den Stab brechen über andere;
- die Sanftmut und Gewaltfreiheit üben;
- die umsetzen, was in den Augen Gottes richtig ist;
- die Spott, Verschmähung und Schwierigkeiten ertragen, weil sie die Werte Gottes leben.

Besitzdenken, Wohlstand und Reichtum gehen Hand in Hand mit Habenmüssen und Gier nach immer Mehr.

Wo sich das Habenmüssen - Streben und Gier nach Reichtum, Profit, Macht, Status, Prestige und Ruhm - breitmacht, gesellt sich bald die Selbstsucht dazu. Das Ich bekommt Übergewicht gegenüber dem Du.

Selbstsucht
Übergewicht: Selbstsucht

Wo sich Selbstsucht und Egodenken ausbreitet, schwinden Liebe, Solidarität, Mitgefühl, Menschlichkeit und Sinn für Gemeinschaft. Der Egodenker fragt den anderen nicht, wie es ihm geht. Er ist nur auf sein Ich bedacht. Bei äußerem Reichtum geht der innere Reichtum verloren: Freisein, Leichtigkeit, Lebenssinn, Lebensfülle.

Diese Zusammenhänge hat Jesus von Nazareth erkannt. Darum hat er Reichtum, Macht und Ruhm für sich entschieden abgelehnt.