Der Heiler ohne Lizenz
Text: Markusevangelium 9, 38–41 - Einheitsübersetzung neu
Da sagte Johannes zu ihm: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen eine Machttat vollbringt, kann so leicht schlecht von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört - Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.
Gottes Wort bringt uns Hoffnung und Zukunft
Es geht um die Frage, ob jemand, der nicht ausdrücklich zur Jesusgemeinde gehört, im Namen Jesu das Evangelium verkünden, wirken und heilen darf.
Wir erzählen eine Begebenheit.
Ein Mensch bezeichnet sich als religiös, gehört aber keiner Religionsgemeinschaft an. Er ist in einem Pflegeberuf tätig. In seiner Arbeit betet er manchmal mit Menschen, die ihm anvertraut sind, spricht mit ihnen von Gott, schenkt ihnen Zuspruch und Trost. Eines Tages wird er von einem Arbeitskollegen angesprochen: „Ich habe gehört, wie du mit jemandem gebetet und mit ihm über Jesus gesprochen hast. Wieso tust du das? Darfst du das überhaupt? Du bist doch konfessionslos.” Der Konfessionslose antwortet: „Es stimmt, ich bin äußerlich nicht Mitglied einer bestimmten Religionsgemeinschaft. Aber in meinem Herzen bin ich mit Jesus verbunden. Meinst du, dass jemand nur über die Zugehörigkeit zu einer Konfession zu Jesus gehören kann? Glaubst du etwa, dass ich von konfessioneller Obrigkeit eine Erlaubnis einholen muss, um Jesus und seine Botschaft zu verkünden? Aus Erfahrung weiß ich, dass sich manche Leute schwer vorstellen können, dass jemand ohne Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft religiös sein kann.” Und dann erzählt er dem Arbeitskollegen die Stelle, wie die Apostel jemanden, der nicht zu ihrer Gemeinschaft gehört hat, daran zu hindern suchten, im Namen Jesu Dämonen auszutreiben, und was Jesus dazu gesagt hat.
Menschen neigen dazu, sich alles untertan zu machen, es zu vereinnahmen, als Besitz zu betrachten und darüber zu verfügen. Dieses Spiel wird auch mit Gott getrieben. Menschen tun so, als gehöre Gott ihnen und allen jenen, die sich ihrer Glaubensgemeinschaft anschließen.
Es ist unsere Überzeugung, Gott gehört niemandem, alle Menschen aber gehören Gott. So verstehen wir die Worte Jesu zum Apostel Johannes in diesem Evangelium. Zugehörigkeit zu Gott, zu Jesus geht immer zuerst über das eigene Herz, nicht über äußere Mitgliedschaft zu einer Gemeinschaft. Wer sich Jesus in seinem Herzen verbunden weiß, ist von ihm unmittelbar und ohne Mittelsperson erwählt und berufen, in seinem Namen das Evangelium zu verkünden und zu wirken.