Hunger ist kein unabwendbares Schicksal

Text: Markusevangelium 6, 35-44 - Einheitsübersetzung neu

Gegen Abend kamen seine Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist abgelegen und es ist schon spät. Schick sie weg, damit sie in die umliegenden Gehöfte und Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können! Er erwiderte: Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten zu ihm: Sollen wir weggehen, für zweihundert Denare Brot kaufen und es ihnen zu essen geben? Er sagte zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht und seht nach! Sie sahen nach und berichteten: Fünf Brote und außerdem zwei Fische. Dann befahl er ihnen, sie sollten sich in Mahlgemeinschaften im grünen Gras lagern. Und sie ließen sich in Gruppen zu hundert und zu fünfzig nieder. Darauf nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie diese an die Leute austeilten. Auch die zwei Fische ließ er unter allen verteilen. Und alle aßen und wurden satt. Und sie hoben Brocken auf, zwölf Körbe voll, und Reste von den Fischen. Es waren fünftausend Männer, die von den Broten gegessen hatten.

Gottes Wort schenkt uns Trost und Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten

768 Millionen Menschen weltweit galten im Jahr 2021 als unterernährt. Das entsprach rund 10 % der Weltbevölkerung. Die Zahl der unterernährten Menschen hat das vierte Jahr in Folge zugenommen. Die Daten stammen aus dem Jahresbericht "The State of Food Security and Nutrition in the World 2022" der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Mehr als 24 000 Menschen sterben weltweit täglich den Hungertod. Etwa 3 Millionen Kinder unter fünf Jahren sterben jedes Jahr an Mangel- und Unterernährung, Das bedeutet, dass etwa alle zehn Sekunden ein Kind verhungert.

Rund 229.000 Tonnen Lebensmittel sowie Speisereste landen in Österreich pro Jahr im Restmüll. Das sind 25,5 Kilogramm pro Kopf. Am öftesten entsorgt werden rasch verderbliche Lebensmittel wie Brot und Backwaren, gefolgt von Obst und Gemüse. Milchprodukte und Eier liegen an dritter Stelle.

Häufige Ursachen für Lebensmittelverschwendung: Es wird zu viel eingekauft, die Ware wird falsch gelagert, zu rasch weggeworfen und Übriggebliebenes wird nicht weiterverwertet. Viele Lebensmittel in den Mülltonnen sind unverdorben oder sogar noch originalverpackt. (Quelle: Auswertung der Restmüllzusammensetzung in Österreich, herausgegeben vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, August 2020).

Zwar ist heute rein rechnerisch genug Nahrung für alle Menschen weltweit vorhanden. Doch verfügen viele über Nahrungsmittel im Überfluss. Die Rate an übergewichtigen Menschen hat sich seit 1975 verdreifacht. Im Jahr 2016 waren weltweit 1,9 Milliarden Erwachsene übergewichtig, vor allem in den Industrieländern. Das Problem des Hungers in der Welt wird von Menschen gemacht und kann von Menschen gelöst werden. Die Gier auf der einen Seite bedingt den Hunger auf der anderen Seite.

"Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier." - Mahatma Gandhi.

So verstehen wir Jesu Worte an seine Jünger:innen in der Erzählung von der sogenannten "wunderbaren Brotvermehrung": "Gebt ihr ihnen zu essen!" Nicht erst Überfluss anhäufen und dann vielleicht davon ein klein wenig abgeben, z. B. eine Geldspende für arme Leute gleichsam wie Almosen, sondern von vornherein nicht mehr nehmen, als wir täglich zum Leben WIRKLICH brauchen. Auf diese Weise können wir als Einzelne mitwirken an der Beseitigung des leiblichen Hungers in der Welt. Je mehr Menschen so leben, umso kleiner wird der Hunger in der weiten Welt. Wenn dies in der ganzen Menschheit Wirklichkeit ist, ist der Hunger nach Nahrung auf der ganzen Welt beseitigt. Bis dahin wird es allerdings noch Evolutionsschritte brauchen.

"Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern." - Afrikanisches Sprichwort.