Jesus - heilender Seelsorger
Text: Lukasevangelium 9, 1–9: wortgetreue Übersetzung aus dem griechischen Urtext
1 Zusammengerufen habend aber die Zwöälf, gab er ihnen Gewalt und Vollmacht über alle Dämonen und Krankheiten zu heilen 2 und sandte aus sie, zu verkünden das Reich Gottes und zu heilen die Kranken,
Jesus war kein Arzt, kein Wunderheiler, kein Geistheiler, kein Fernheiler, kein Naturheiler, kein Heilpraktiker, kein Teufelsaustreiber.
Jesus war heilender Seelsorger.
Heilend sind Jesu Frohe Botschaft von der grenzenlosen Liebe Gottes, seine Menschlichkeit, seine Güte, seine Barmherzigkeit, seine menschliche Wärme, sein wertschätzender Umgang, sein Einfühlen, sein Verstehen, sein aufmerksames, einfühlsames Zuhören, sein Zeitschenken, dass Menschen ihm ihr Herz ausschütten konnten, sein Anteilnehmen an der Not der Menschen, seine Ausstrahlung von Frieden und Freude, seine gewaltfreie Kommunikation, seine Berührungen.
Seine Jünger:innen lernten durch ihn, von ihm und mit ihm heilende Seelsorge.
3 und sagte zu ihnen: Nichts nehmt auf den Weg, weder einen Stab noch einen Reisesack noch Brot noch Silber, noch je zwei Hemden habt! Und in welches Haus ihr hineingeht, dort bleibt, und von dort geht weiter! 5 Und wie viele nicht aufnehmen euch, herausgehend aus jener Stadt, den Staub von euren Füßen schüttelt ab zum Zeugnis gegen sie! 6 Hinausgehend aber, zogen sie durch, hin über die Dörfer, die Frohbotschaft verkündend und heilend überall.
Hier geht es sicher nicht nur um Voraussetzungen für die Gottesverkündigung, sondern um Anleitungen für das ganze Leben: um Unbeschwertheit und Gelassenheit.
Von einem Unbekannten stammt der folgende Satz: 'Das Leben ist wie eine Ballonfahrt. Manchmal musst du erst Ballast abwerfen, um wieder steigen, fliegen, träumen und lachen zu können.'
Das könnte ein Lebensmotto des Mannes aus Nazareth gewesen sein. Dazu wies er auch seine Jünger:innen an.
Ballast ist wertlose, überflüssige Last.
So sagt Jesus sinngemäß:
Werft weit weg von euch, was euer Leben unnötig belastet, was euch unfrei macht, was eurem Leben hinderlich ist!
Übergebt eure Sorgen, Kummer und Ängste voll Vertrauen dem mütterlich und väterlich ewig Liebenden! Er ist immer bei euch und in euch und geht alle Wege mit euch.
Jagt nicht Geld und Besitz nach! Das führt zu Gier und Maßlosigkeit! Was ihr im Überfluss angehäuft habt, gebt großzügig, damit auch arme Menschen und Tiere leben können. Dann werdet ihr einen Schatz im Herzen haben.
Strebt nicht nach Prestige und Macht! Sie machen euer Herz kalt, ungerecht und leer. Lernt vielmehr Menschlichkeit, Güte, Barmherzigkeit, Einfühlen, Verstehen, gewaltfreie Kommunikation!
Macht euch keinen schweren Kopf um Essen, Trinken und Kleidung! Euer grenzenlos liebender himmlischer Abba weiß, was ihr zum Leben braucht. Nehmt nicht mehr, als ihr wirklich zum Leben braucht! Kümmert euch zuerst darum, das Reich Gottes leben zu lernen!
Lasst los alles Lebensverneinende, was euch von frühester Kindheit bis heute begegnet ist, auch lebensverneinende Gottesbilder, lebensverneinende religiöse Traditionen, Gebote und Vorschriften, lebensverneinende Glaubenssätze!
Nehmt euch Anklagen, Schuldzuweisungen und Beschämung durch andere nicht zu Herzen, und quält euch selbst nicht mit Selbstvorwürfen, Selbstanklagen und Schuldgefühlen! Euer himmlischer Abba ist ein immer bedingungslos Vergebender. Er trägt euch nichts nach und nimmt euch unbedingt an mit allem, was ist und war.
7 Hörte aber Herodes, der Tetrarch, alles Geschehende und war in großer Verlegenheit deswegen, weil gesagt wurde von einigen, dass Johannes auferstanden sei von Toten, 8 von einigen aber, dass Elija erschienen sei, anderen aber, dass irgendein Prophet der alten auferstanden sei. 9 Sagte aber Herodes: Johannes ich habe enthaupten lassen; wer aber ist dieser, von dem ich höre solches? Und er suchte zu sehen ihn.
Herodes Antipas und alle politischen und religiösen Herrscher und Machthaber zu allen Zeiten hatten und haben riesige Angst vor Macht- und Prestigeverlust. Sie waren und sind ichschwache Menschen, die mit ihrem Macht- und Statusgehabe glauben, der Welt beweisen zu müssen, dass sie groß, stark und bedeutsam sind.
Jesus sagte zu seinen Jünger:innen:
Markusevangelium 10, 42-45a: 'Und zu sich gerufen habend sie, Jesus sagt zu ihnen: Ihr wisst, dass die den Anschein Erweckenden, zu herrschen über die Völker, gewalttätig herrschen über sie und ihre Großen ihre Macht missbrauchen gegen sie. Nicht so aber ist es bei euch; sondern wer will groß sein bei euch, soll sein euer Diener, und wer will bei euch sein Erste, soll sein aller Knecht; denn der Sohn des Menschen nicht ist gekommen, sich dienen zu lassen, sondern zu dienen.'
Der jüdisch-hellenistische Historiker Flavius Josephus (geb. 38/39 in Jerusalem, gest. um 100 vermutlich in Rom) berichtet in seinem Geschichtswerk 'Jüdische Altertümer' von der Hinrichtung des Täufers Johannes durch Herodes Antipas. Die Kritik des Täufers an der Ehe des Herodes mit Herodias erwähnt er nicht. Josephus zufolge bewog ein politisches Motiv Herodes Antipas dazu, den Täufer verhaften und hinrichten zu lassen. Herodes befürchtete, die Anziehungs- und Überzeugungskraft des Johannes und sein Ansehen beim Volk könnten einen Aufstand auslösen.
Auch Jesus liefen die Menschenmengen zu, er sprach mit Autorität zu ihnen und seine Gottesverkündigung und sein Zugehen auf die Menschen waren heilend. Er sandte seine Jünger:innen aus, seine Botschaft vom mütterlich und väterlich ewig Liebenden in die Dörfer und Städte zu bringen.
Das blieb Herodes Antipas nicht unbekannt. So wird wohl das gleiche Motiv, das ihn veranlasst hat, Johannes den Täufer aus dem Weg zu räumen, Auslöser gewesen sein, auch Jesus zu beseitigen.
Lukas 13, 31: 'In eben der Stunde kamen hinzu einige Pharisäer, sagend zu ihm (= Jesus, Anm.): Gehe fort und ziehe weg von hier, weil Herodes will dich töten!'
Die Textpassage Lukasevangelium 9, 7-9 ist ein Hinweis, was Herodes Antipas bezüglich Jesus durch den Kopf gegangen ist.
Gegen Ende des Lukasevangeliums ist noch einmal die Rede von Herodes Antipas, in dem er von Spott und tödlichem Hass gegen Jesus erfüllt ist.
Lukas 23, 6-11: 'Pilatus aber, gehört habend, fragte, ob der Mann ein Galiläer sei; 7 und erfahren habend, dass aus dem Machtbereich Herodes er sei, schickte er ihn zu Herodes, seienden auch selbst in Jerusalem in diesen Tagen. 8 Aber Herodes, gesehen habend Jesus, freute sich sehr; denn er war seit langen Zeiten wollend sehen ihn wegen des Hörens von ihm und hoffte, irgendein Zeichen zu sehen von ihm getan werdend. 9 Er fragte aber ihn mit vielen Worten; er aber nichts antwortete ihm. 10 Standen aber die Oberpriester und die Schriftgelehrten, angespannt anklagend ihn. 11 Verächtlich behandelt habend aber ihn auch Herodes mit seinen Soldaten und verspottet habend, umgeworfen habend ein prächtiges Kleid, schickte zurück ihn dem Pilatus.'