Sieg der Liebe
Text: Markusevangelium 1, 1-8 - Einheitsübersetzung neu
1 Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn. 2 Wie geschrieben steht beim Propheten Jesaja - Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg bahnen wird. 3 Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! - , 4 so trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündete eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden. 5 Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. 6 Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig. 7 Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. 8 Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.
Gottes Wort ist für uns wie Licht in der Nacht
„Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes” - lesen wir am Beginn des Markusevangeliums.
Was bedeutet denn eigentlich Evangelium? Dazu die folgende Geschichte:
Im alten Griechenland gerieten einmal zwei Städte miteinander in Feindschaft und erklärten einander den Krieg. Weit draußen vor den Stadttoren lieferten sich die Soldaten einen erbitterten Kampf. Lange und heftig tobte die Schlacht, bis es zur Entscheidung kam. Von Sieg oder Niederlage hing die Zukunft der Bewohnerinnen und Bewohner dieser Städte ab. Voll Angst und Unruhe warteten sie auf den Boten, der ihnen die Nachricht von Sieg oder Niederlage brachte. Schließlich kam er angekeucht. Die Menschen der siegreichen Stadt sahen ihn, wie er von Ferne kam. Sie konnten noch nicht verstehen, was er rief. Er kam näher und näher. Laut und deutlich vernahmen die Stadtbewohner nun sein Wort: eu-angelion. Da fielen sich alle überglücklich in die Arme, lachten, sangen, sprangen und tanzten vor Freude. Eu-angelion, das heißt Evangelium, gute Nachricht. Wir haben den Sieg.
Unser Wort „Evangelium” heißt in altgriechischer Sprache „eu-angelion”. Es bedeutet ursprünglich Lohn für das Überbringen einer guten Nachricht, kurz: gute Nachricht, genauer: Siegesbotschaft.
Die Christinnen und Christen des 1. Jahrhunderts haben das Wort Evangelium in den christlichen Grundwortschatz aufgenommen. Es hat die Bedeutung Freudenbotschaft, Heilsbotschaft, Hoffnungsbotschaft, Trostbotschaft Gottes an uns, uns durch Jesus verkündet. Evangelium ist das genaue Gegenteil von Unheilbotschaft, Angstbotschaft, Drohbotschaft, Schreckensbotschaft.
Dann aber ist Evangelium auch eine biblische, literarische Gattung, die in der Weltliteratur einzigartig und einmalig dasteht. Die Verfasser schreiben in ihren Evangelien über Leben und Wirken, Reden und Handeln Jesu. Sie überliefern uns die Botschaft Jesu vom Reich Gottes, das heißt die Wertmaßstäbe Gottes.
Die Reich Gottes-Botschaft Jesu ist auch eine Siegesbotschaft. Jesus verkündet die Macht Gottes. Sie ist die einzig wirkliche Macht, die sich durchsetzt und den Sieg davon trägt über alle anderen Mächte, die genau gesagt nur Scheinmächte sind. Sie spielen sich groß auf und geben vor, mächtig zu sein, sind es aber in Wahrheit nicht. Gottes Macht gilt im irdischen, weltlichen Sinn nicht als Macht, sondern als Ohnmacht. Sie trägt den Namen „Liebe”. Weil sie die größte Macht ist, hat sie nichts zu verlieren. Weil sie sich ohnedies durchsetzt, hat sie keine Eile und kann es sich erlauben, als ohnmächtig betrachtet zu werden. Sie kann geduldig warten auf ihre Zeit und auf ihren Sieg. Sie allein und nicht irdische Macht und Waffengewalt ist die Kraft, welche die Welt im Großen wie im Kleinen von Unheil befreit und ihr Heilung bringt. Sie heilt jeden Schmerz, jedes Leid und jede Not. Sie ist Gottes Gabe, jedem voraussetzungs- und bedingungslos in unbegrenztem Maß auf ewig geschenkt. Dieses göttliche Geschenk anzunehmen und weiterzugeben, ist die größte und wichtigste Lernaufgabe jedes Menschen.
Rettung erwarten wir nicht vom Wirtschaftswachstum.
Rettung erwarten wir nicht von politischen Parteien.
Rettung erwarten wir nicht von den institutionellen Amtskirchen.
Rettung erwarten wir nicht von Wissenschaft und Technik.
Rettung erwarten wir nicht von Ideologien und starrem Festhalten an Traditionen.
Rettung erwarten wir nicht von Fanatismus und Terror.
Rettung erwarten wir nicht von Revolutionen und gewaltsamen Umstürzen.
Rettung erwarten wir nicht von Aufrüstung, Bomben und Raketen.
Rettung erwarten wir nicht vom Kreml, vom Weißen Haus auch nicht, vom Zhongnanhai auch nicht und vom Vatikan auch nicht.
Rettung erwarten wir allein von Jesus, in dem sich die Liebe Gottes offenbart und der Welt schenkt.