Warum 'musste' Jesus der Christus leiden ?

Text: Lukasevangelium 18, 31–34 - Übersetzung: Elberfelder Bibel

31 Er nahm aber die Zwölf zu sich und sprach zu ihnen: Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was durch die Propheten auf den Sohn des Menschen hin geschrieben ist; 32 denn er wird den Nationen überliefert werden und wird verspottet und geschmäht und angespien werden; 33 und wenn sie ihn gegeißelt haben, werden sie ihn töten, und am dritten Tag wird er auferstehen. 34 Und sie verstanden nichts von diesen (Worten), und diese Rede war vor ihnen verborgen, und sie begriffen das Gesagte nicht.

Gottes Wort gibt uns Trost und Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten

Auch nach wiederholter Ankündigung seines Leidens und Sterbens durch Jesus ging es nicht in den Kopf seiner SchülerInnen hinein, dass der Christus (= der vom Volk Israel sehnlichst erwartete und erhoffte Messias) leiden und sterben wird. Sie hatten die Vorstellung von einem starken, mächtigen, unerschütterlichen und unsterblichen Messias, der mit großer Macht wie der römische Kaiser den neuen Glanz des Reiches Israel herstellen wird, ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit, das nie untergehen wird. Dieses Messiasbild war zutiefst in sie eingeprägt. Sie haben es mit der Muttermilch in sich aufgesogen.

Warum musste der Christus leiden und sterben? Den Emmausjüngern (= Kleopas und seiner Frau), die mit hängenden Köpfen, traurig und verzweifelt über Jesu Leiden und Sterben auf dem Weg in ihren Heimatort waren, sagte der auferstandene Christus: 'Ihr Unverständigen und im Herzen schwerfällig, an alles zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit hineingehen?' (Lukasevangelium 24, 25-26)

Die Antwort auf diese Warum-Frage finden wir im 19. Kapitel des Johannesevangeliums. Die jüdischen Gesetzeshüter und vermeintlichen Gottesbesitzer (Hohepriester, Tempelpriester, Schriftgelehrte ...) hatten Jesus längst zum Tod verurteilt. Die Vollstreckung durfte aber nur die römische Besatzungsmacht durchführen. Daher wandten sie sich an den römischen Statthalter Pilatus (= Vertreter des Kaisers Tiberius in Rom) mit der Aufforderung: 'Kreuzige ihn!' Pilatus verhörte Jesus und fand keinen Grund, Jesus kreuzigen zu lassen. Da sagten 'die Juden' (= die Hierarchie der jüdischen Religion) zu Pilatus: 'Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muss er (= Jesus) sterben, weil er sich selbst zu Gottes Sohn gemacht hat.' (Johannesevangelium 19, 7) Er bricht unsere jüdischen Gesetze und lästert Gott. Darauf steht die Todesstrafe. Der innerjüdische religiöse Streit interessierte den Römer Pilatus wenig. Da drohten ihm 'die Juden', sie würden ihn beim Kaiser in Rom verklagen, wenn er Jesus, diesen jüdischen Volksaufhetzer gegen den Kaiser in Rom freispräche. Aus Angst vor seinem obersten politischen Herrn verurteilte Pilatus Jesus zur Hinrichtung.

Vom Anfang seiner Gottesverkündigung an erstand in den Reihen der jüdischen Religionshoheit eine erbitterte Gegnerschaft gegenüber Jesus.

Der springende Punkt waren die konträren Vorstellungen von Gott. Die jüdischen Gottesgelehrten verkündeten Gott als strengen Paragrafengott, der die Einhaltung seiner Gesetze mit Argusaugen überwacht und die Gesetzesbrecher gnadenlos verurteilt und abstraft. Die irdischen Gesetzeswächter beobachteten im Namen Gottes die Menschen peinlich genau und vollstreckten in seinem Namen die Verurteilung und Bestrafung derer, die gegen die Gesetze verstießen.

Völlig konträr dazu verkündete Jesus Gott als Abba, als mütterlich und väterlich ewig Liebenden und Gütigen, als grenzenlos und bedingungslos Menschenfreundlichen, Barmherzigen und Vergebenden, der keinen ausgrenzt, verstoßt und verloren gehen lässt, als unendlich Sanftmütigen, Gewaltfreien und Friedvollen, als unbegrenzt Einfühlsamen und Verstehenden, mit einem Wort als absolut Guten, der nur Liebe ist. Jesu Leiden und Sterben war nicht nicht Sühneleiden; denn Gott verlangt, will und braucht keine Opfer - weder Tier- noch Menschenopfer noch sonstige Opfer. Das hat Jesus von einem alttestamentlichen Propheten übernommen und selbst seinen SchülerInnen wiederholte Male gesagt: 'Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer', spricht Gott.

Seinem Abba-Gott folgte Jesus nicht aus Gehorsam, sondern aus freier Überzeugung und aus absoluter Liebe zu Gottes Geschöpfen in seinem Denken, Reden und Handeln mit äußerster Konsequenz und ohne Kompromisse bis zum Ende. 'Neuer Wein gehört in neue Schläuche.' So drückte sich Jesus mit einem Bildwort aus.

Die Unbeirrbarkeit Jesu in seiner Gottesverkündigung in Wort und Tat rief die tödliche Feindschaft seiner Gegner hervor. Sie hatten heillose Angst um ihre Macht, ihre Titel, ihr Ansehen, ihre Positionen, ihre Privilegien und um alle mit der Macht verbundenen Vorteile.

DARUM MUSSTE JESUS, DER CHRISTUS, WEG.