Das 'Schwert'

Text: Matthäusevangelium 10, 34–36 - Übersetzung: Elberfelder Bibel

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Das Schwert

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34 Meint nicht, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 35 Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; 36 und des Menschen Feinde (werden) seine eigenen Hausgenossen (sein).

Gottes Wort ist uns Orientierung

Bei dieser Evangelienstelle denken wir an den Bruch des Franziskus von Assisi mit seinem Vater. Sein Vater war Tuchhändler, ein reicher Unternehmer.

Mit vierzehn Jahren wurde Franziskus der Zeit entsprechend volljährig und trat in das Unternehmen seines Vaters als Kaufmann ein. In dieser Funktion war er durchaus erfolgreich und leistete es sich, entsprechend großzügig mit dem Erwerb umzugehen und ein luxuriöses Leben zu führen. Im Alter von zwanzig Jahren zog Franziskus mit Assisi in den Krieg gegen die Nachbarstadt Perugia. Assisi unterlag und viele Soldaten - unter ihnen auch Franziskus - wurden für ein, zwei Jahre eingekerkert. Als er freikam, war er krank und zutiefst erschüttert. Von da an trat eine Wende im Leben des Franziskus ein.

Franziskus zog sich in der folgenden Zeit zunehmend aus seinem Freundeskreis zurück und suchte die Einsamkeit. Er unternahm er eine Wallfahrt nach Rom, auf der er der Legende nach mit einem Bettler die Kleidung tauschte, nachdem er Zeuge der Gier der Reichen gegenüber den bettelnden Armen geworden war. Für den Rest des Tages mischte er sich selbst unter die Bettler und bettelte. Sein Verhalten brachte ihn in Konflikt mit seinem Vater, der mit seinem ältesten Sohn große Pläne hatte und es nicht duldete, dass er Waren aus seinem Geschäft an Arme verschenkte.

Beim Gebet in der verfallenden Kirche von San Damiano ganz nahe von Assisi hörte Franziskus der Legende nach Christus zu ihm sagen: 'Franziskus, geh und baue mein Haus wieder auf, das, wie du siehst, ganz und gar in Verfall gerät.' Franziskus nahm diese Worte wortwörtlich, erbettelte Baumaterial und baute die kleine Kirche San Damiano eigenhändig wieder auf.

Für soziale Zwecke und für seine baulichen Wiederherstellungsarbeiten in San Damiano nahm Franziskus Waren und Geld aus dem Geschäft seiner Eltern. Dies führte zum Streit mit seinem Vater, der schließlich vor dem Richterstuhl des örtlichen Bischofs einen Prozess gegen seinen Sohn führte. In dieser Gerichtsverhandlung, die öffentlich auf dem Domplatz stattfand, entkleidete sich Franziskus vollständig, verzichtete mit dieser Geste auf sein Erbe und sagte sich von seinem Vater los. Seine überlieferte Aussage: 'Bis heute habe ich dich meinen Vater genannt auf dieser Erde; von nun an will ich sagen: Vater, der du bist im Himmel.' Längst hatte sich Franziskus entschlossen ein Leben konsequent wie Jesus zu leben. Danach begann Franziskus außerhalb der Stadtmauern als Einsiedler zu leben. Er sammelte Brüder um sich. Gemeinsam lebten sie in Armut.

Wer so treu das Reich Gottes - das heißt mit anderen Worten: entschlossen nach den Seligpreisungen Jesu - lebt wie Franziskus, muss damit rechnen, dass er bei anderen aneckt, als Spinner ausgelacht und abgelehnt wird, Zorn und Hass anderer gegen sich auslöst, diskriminiert, ausgestoßen und verfolgt wird. Wie wir bei Franziskus sehen, und wie das bei vielen anderen geschehen ist und bis heute geschieht, gehen Zerwürfnisse, Risse und Entzweiungen bis in die eigene Familie, wenn jemand mit der Nachfolge Christi wirklich ernst macht.

In diesem Sinne wird das Bild vom 'Schwert' real.