Gottesbesitzer
Text: Matthäusevangelium 11, 12–14 - Übersetzung: Lutherbibel 2017
12 Aber von den Tagen Johannes des Täufers bis heute leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalt tun, reißen es an sich. 13 Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis hin zu Johannes; 14 und wenn ihr's annehmen wollt: Er ist Elia, der da kommen soll.
Gottes Wort ist uns Orientierung
Eine Hortpädagogin in unserem Land hörte bei der Jausenpause ein Kind, das einer bestimmten Religion angehört, zu einem anderen Kind, das einer anderen Religion angehört, sagen: 'Du hast den falschen Gott, wir haben den richtigen.' Offensichtlich wurde das Kind, welches das sagte, von seinen Angehörigen dahingehend erzogen. Offensichtlich wurden die Angehörigen von ihren Angehörigen ebenso dahingehend erzogen. Offensichlich lehrten und lehren das die Religionslehrer und Obrigkeiten ihrer Religionsgemeinschaft. War und ist das nicht in verschiedenen Religionen so?
Ihr habt den falschen Gott, wir haben den richtigen. Ihr habt die falsche Lehre, wir haben die richtige. Ihr seid im Irrtum, wir haben die Wahrheit. Ihr feiert eure Gottesdienste falsch, wir feiern sie richtig. So haben alle Religionskriege angefangen. Am Anfang steht der Absolutheitsanspruch: meines ist richtig, deines ist falsch. Am Anfang steht die Intoleranz. Dann entstehen Streit, Feindschaft, Hass und Aufeinander Losgehen. Das sind Machtspiele. Diese gab und gibt es auch innerhalb von Religionen, wenn die einen die anderen Irrlehrer, Ketzer, Abtrünnige, Häretiker nennen. Andersdenkende unerwünscht. Eigenes Denken unerwünscht. Eigene religiöse Erfahrungen unerwünscht. Einheitsdenken muss sein. Entweder du hältst dich an unsere Lehren, Riten und Traditionen oder du gehörst nicht zu uns. Wir schließen dich aus.
Jesus selbst und die Propheten vor ihm bis zu Johannes dem Täufer wurden von den Mächtigen der Religion und des Staates als Gotteslästerer, Irrlehrer, Rebellen und mit dem Teufel im Bunde angefeindet, verfolgt und gewaltsam aus der Welt geschafft. Und auch in den Jahrhunderten nach Christus wurden immer wieder Menschen als Häretiker verfolgt und im Namen Gottes grausamst hingerichtet.
Menschen, die glauben, Gott verwalten und über ihn verfügen zu können, verhalten sich und spielen sich auf als Gottesbesitzer. Sie tun, wie Jesus sagt, dem Reich Gottes Gewalt an.
Wir halten uns an Jesus. Nirgendwo in den Evangelien lesen wir, dass Jesus Andersdenkende oder Anderslebende von sich gewiesen hätte. Er schloß keinen aus. Auf alle ist er mit grenzenloser Güte und Menschenfreundlichkeit zugegangen, hat sie angenommen, wie sie waren, sie aufgenommen in seine Gemeinschaft und jeder/jedem gesagt: Du bist ein geliebtes Kind Gottes. Wer immer du bist, wie immer du lebst, was immer in deinem Leben war und ist, in deinem Herzen wohnt Gott, den ich meinen und euren Abba und den mütterlich und väterlich ewig Liebenden nenne.