Kein Drohen, Schimpfen und Beleidigen im Reich Gottes
Text: Matthäusevangelium 23, 13–39 - Einheitsübersetzung neu
Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich. Denn ihr selbst geht nicht hinein und lasst die nicht hinein, die hineingehen wollen. Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr zieht über Land und Meer, um einen einzigen Menschen für euren Glauben zu gewinnen; und wenn er gewonnen ist, dann macht ihr ihn zu einem Sohn der Hölle, doppelt so schlimm wie ihr selbst. Weh euch, ihr seid blinde Führer! Ihr sagt: Wenn einer beim Tempel schwört, gilt es nicht, wenn er aber beim Gold des Tempels schwört, gilt es. Ihr blinden Narren! Was ist wichtiger: das Gold oder der Tempel, der das Gold erst heilig macht? Auch sagt ihr: Wenn einer beim Altar schwört, gilt es nicht, wenn er aber bei dem Opfer schwört, das auf dem Altar liegt, gilt es. Ihr Blinden! Was ist wichtiger: das Opfer oder der Altar, der das Opfer erst heilig macht? Wer beim Altar schwört, der schwört bei ihm und bei allem, was darauf liegt. Und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und bei dem, der darin wohnt. Und wer beim Himmel schwört, der schwört beim Thron Gottes und bei dem, der darauf sitzt. Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel und lasst das Wichtigste im Gesetz außer Acht: Recht, Barmherzigkeit und Treue. Man muss das eine tun, ohne das andere zu lassen. Blinde Führer seid ihr: Ihr siebt die Mücke aus und verschluckt das Kamel. Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr haltet Becher und Schüsseln außen sauber, innen aber sind sie voll von Raffsucht und Gier. Du blinder Pharisäer! Mach den Becher zuerst innen sauber, dann ist er auch außen rein. Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr seid wie getünchte Gräber, die von außen schön aussehen, innen aber voll sind von Knochen der Toten und aller Unreinheit. So erscheint auch ihr von außen den Menschen gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Gesetzlosigkeit. Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr errichtet den Propheten Grabstätten und schmückt die Denkmäler der Gerechten und sagt dabei: Wenn wir in den Tagen unserer Väter gelebt hätten, wären wir nicht wie sie am Blut der Propheten schuldig geworden. Damit bestätigt ihr selbst, dass ihr die Söhne der Prophetenmörder seid. Macht nur das Maß eurer Väter voll! Ihr Nattern, ihr Schlangenbrut! Wie wollt ihr dem Strafgericht der Hölle entrinnen? Darum siehe, ich sende Propheten, Weise und Schriftgelehrte zu euch; ihr aber werdet einige von ihnen töten und kreuzigen, andere in euren Synagogen auspeitschen und von Stadt zu Stadt verfolgen. So wird all das unschuldige Blut über euch kommen, das auf Erden vergossen worden ist, vom Blut Abels, des Gerechten, bis zum Blut des Zacharias, Barachias Sohn, den ihr zwischen dem Tempelgebäude und dem Altar ermordet habt. Amen, ich sage euch: Das alles wird über diese Generation kommen. Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die zu dir gesandt sind. Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt; aber ihr habt nicht gewollt. Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen. Und ich sage euch: Von jetzt an werdet ihr mich nicht mehr sehen, bis ihr ruft: Gepriesen sei er, der kommt im Namen des Herrn!
Gottes Wort ist Licht über unseren Pfaden
Nachdem ein Vater schon in die Jahre gekommen war und seine Kinder längst aus dem Haus waren, gewann er eine tiefe Einsicht. Er entschloss sich, seine Kinder einzuladen und sie um Vergebung zu bitten. Er sagte ihnen: Jede Drohung, die ich ausgesprochen, jede Situation, in der ich euch in Angst versetzt, jedes Schimpfwort, das über meine Lippen kam, jede lieblose Äußerung, die ich gemacht habe, jede Kränkung, Demütigung, Herabsetzung und Beleidigung, Anklage und Beschuldigung tun mir zutiefst leid. Ich bitte euch um Vergebung. Heute spüre und erkenne ich, dass all das Gewaltanwendung war.
Wenn schon ein irdischer Vater zur Überzeugung gelangt, dass Drohen, Angst machen, Schimpfen, Kränken, Demütigen, Herabsetzen und Beleidigen, Anklagen und Beschuldigen nicht richtig und Formen von Gewalt sind, weiß der himmlische Vater es unendlich Mal besser.
Jesus sagte: Ich und der Vater sind eins. In meinem Denken, Reden und Tun spiegelt mein Abba sein Denken, Reden und Tun. Gewalt kommt in IHM und in mir nicht vor, auch nicht in unscheinbarer Art. Die verletzenden Worte in diesem Evangelium stammen nicht von mir, sondern von Menschen nach meiner Zeit als Jesus von Nazareth. Sie sind der Auseinandersetzung zwischen dem religiösen Judentum und der ersten Christenheit geschuldet. Einmal mehr weise ich auf meine Worte hin: Richtig sind, die keine Gewalt anwenden.
Sehr wohl gehen die Worte auf mich zurück, die der Verfasser des Matthäus-Evangeliums überliefert: "Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die zu dir gesandt sind. Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt; aber ihr habt nicht gewollt." Und ebenso richtig wiedergegeben ist im Lukas-Evangelium: "Als er (= Jesus) näher kam und die Stadt (= Jerusalem) sah, weinte er über sie und sprach: Wenn doch auch du erkannt hättest, wenigstens noch an diesem deinem Tag, was zu deinem Schalom dient!" Schalom bedeutet einen Zustand, der keine unerfüllten Wünsche offen lässt.
Damals hat Jesus liebe- und friedvoll, freundlich und herzlich versucht, seine "Gegner" von seiner Botschaft vom unbedingt liebenden, grenzenlos gütigen, unendlich barmherzigen und bedingungslos vergebenden Abba-Gott zu überzeugen. Sie waren noch nicht bereit, sich von ihm überzeugen zu lassen.
Heute sind wir Empfänger der Jesus-Botschaft. Heute sind wir von ihm eingeladen, das Evangelium, die unserem Schalom dienende Botschaft, in unser Herz zu nehmen und sie liebe- und friedvoll, freundlich und herzlich in unserem Reden und Handeln weiterzugeben an unsere Mitgeschöpfe.