Die Kraft des Gottvertrauens
Text: Matthäusevangelium 21, 18–22 - Einheitsübersetzung neu
Des Morgens früh aber, als er in die Stadt zurückkehrte, hungerte ihn. Und als er einen Feigenbaum an dem Weg sah, ging er auf ihn zu und fand nichts an ihm als nur Blätter. Und er spricht zu ihm: Nie mehr komme Frucht von dir in Ewigkeitt! Und sogleich verdorrte der Feigenbaum. Und als die Jünger es sahen, verwunderten sie sich und sprachen: Wie ist der Feigenbaum sogleich verdorrt? Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht allein das mit dem Feigenbaum Geschehene tun, sondern wenn ihr auch zu diesem Berg sagen werdet: Hebe dich empor und wirf dich ins Meer!, so wird es geschehen. Und alles, was immer ihr im Gebet glaubend begehrt, werdet ihr empfangen.
Gottes Wort ist Licht über unseren Pfaden
"Alle, die auf Gott vertrauen, bekommen immer wieder neue Kraft, es wachsen ihnen Flügel wie dem Adler. Sie gehen und werden nicht müde, sie laufen und brechen nicht zusammen." (Jesaja 40, 31)
Die "Verfluchung" des Feigenbaumes durch Jesus überliefern uns das Matthäus- und Markusevangelium. Der Verfasser des Matthäusevangeliums hat den Text vom Markusevangelium übernommen und verändert. Der Hinweis, dass nicht die Zeit der Feigenernte war, findet sich nur bei Markus. In der Matthäusversion verdorrt der Feigenbaum im nächsten Moment nach den Fluchworten Jesu. Die markinische Fassung erzählt, dass erst am folgenden Tag festgestellt wurde, dass der Feigenbaum verdorrt war.
Wir sind überzeugt, dass die Begebenheit vom verfluchten und verdorrten Feigenbaum nie stattgefunden hat, sondern symbolisch zu verstehen ist. Wir können uns gut vorstellen, dass eine Fabel dahintersteckt, die in der Gegend, wo das Markusevangelium abgefasst wurde, bekannt war. Das Gespräch mit einem Baum, das die Pflanze als menschlichen Partner erscheinen lässt, deutet darauf hin. Ebenso, dass nicht die Zeit der Feigenernte war, als Jesus den Baum verflucht hat.
Wir sehen den unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Episode vom Feigenbaum und den Worten Jesu, die er in der Folge an seine Schüler*innen gerichtet hat.
Im Text heißt es: Petrus erinnerte sich und spricht zu ihm: Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt. Und Jesus antwortete und spricht zu ihnen: Habt Glauben an Gott! Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berg sagen wird: Hebe dich empor und wirf dich ins Meer!, und nicht zweifeln wird in seinem Herzen, sondern glauben, dass geschieht, was er sagt, dem wird es werden. Darum sage ich euch: Alles, um was ihr auch betet und bittet, glaubt, dass ihr es empfangen habt, und es wird euch werden. Und wenn ihr steht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemand habt, damit auch euer Vater, der in den Himmeln ist, euch eure Übertretungen vergibt.
Wie so oft sprach Jesus auch hier von der Kraft des Gottvertrauens.
Jesus will uns anleiten zu dem Vertrauen auf Gott, das in ihm selbst lebte. Wer sein Lebenshaus so wie er auf den beständigen Felsen des Vertrauens auf Gott errichtet, auf seine bleibende Nähe, auf seinen absoluten Halt, auf seine unbedingte Liebe, Güte, Barmherzigkeit und Vergebung, hält auch angstbesetzten Situationen und Krisenzeiten stand.
Wir haben Menschen kennengelernt, die mit tiefem Gottvertrauen durch gute und schwere Zeiten gegangen sind. Ihre Gelassenheit, ihre innere Ruhe, ihre Kraft von innen, ihr liebe- und friedvoller Umgang mit den Mitgeschöpfen haben für uns große Überzeugungskraft.