Maßstab für rechte Gottesverkündigung
Text: Matthäusevangelium 7, 15–20 - Übersetzung: Elberfelder Bibel
15 Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen! Inwendig aber sind sie reißende Wölfe. 16 An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Liest man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen? 17 So bringt jeder gute Baum gute Früchte, aber der faule Baum bringt schlechte Früchte. 18 Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, noch (kann) ein fauler Baum gute Früchte bringen. 19 Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. 20 Deshalb, an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.
Maßstab für rechte Gottesverkündigung ist die Gottesverkündigung Jesu
Der mütterlich und väterlich grenzenlos Gütige
Jesu Abba-Gott ist Liebe, reine Liebe, nur Liebe, Güte, unendliche Menschenfreundlichkeit, volles Einfühlen und Verstehen, absolute Sanftmut und Gewaltfreiheit, unermesslicher Schalom, Trost und Zuversicht, tiefste Geborgenheit und ewige Heimat.
Angst ist nicht in der Liebe. Drohen ist nicht in der Liebe. Einschüchtern ist nicht in der Liebe. Anklagen ist nicht in der Liebe. Ausgrenzen ist nicht in der Liebe. Verstoßen ist nicht in der Liebe. Verdammen ist nicht in der Liebe.
Wer mit Gott Angst macht - Schuldangst, Sündenangst, Strafangst, Höllenangst -, verwendet und missbraucht Gott. Wer mit Gott droht und einschüchtert, wer Gott verkündet als Anklagenden, Strafenden, Ausgrenzenden, Verstoßenden, Verdammenden, steht im völligen Gegensatz zur Gottesverkündigung Jesu.
Der bedingungslos Barmherzige und unbedingt Vergebende
Jesu Abba-Gott ist bedingungslose Barmherzigkeit und voraussetzungslose Vergebung.
Petrus fragt Jesus: 'Wie oft muss ich meinem Mitmenschen vergeben? Siebenmal?' 'Nein', antwortet Jesus, 'nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal, also immer und ganz und bedingungslos und voraussetzungslos.' Damit lässt Jesus indirekt anklingen: Gott ist der immer, ganz und ohne Vorbedingung Vergebende. Die Gleichnisgeschichte vom gütigen Vater und seinen zwei Söhnen unterstreicht diese Gewissheit eindrucksvoll. Ebenso die Begebenheit, als Dismas, einer der beiden neben Jesus Gekreuzigten sich an Jesus wendet mit den Worten 'Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst', und Jesus ihm unverzüglich antwortet 'Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.'
Wer Gott verkündet als Nachtragenden, Hartherzigen, Kalten, Erbarmungslosen, Ungerührten, verfehlt die Gottesverkündigung Jesu auf allen Ebenen. Wer verbreitet, dass wir Gott bestürmen müssen mit Bitten um Erbamen und Verschonung, geht ebenso an der Gottesverkündigung Jesu weit vorbei. Wer als Obermoralapostel den Menschen sagt, dass Gott von ihnen Reue, Buße und Sühne abverlangt, trifft die Gottesverkündigung Jesu ebensowenig. 'Euch ist vergeben, vergeben, vergeben! Bedingungslos! Voraussetzungslos! Nehmt Gottes Vergebung als sein Geschenk an!' legt uns Jesus ans Herz.
Alles ist Gnade
Jesu Abba-Gott ist der unbedingt Schenkende. Im lateinischen Wort für Gnade 'gratia' steckt unser Wort gratis. Das bedeutet unverdient. Niemand muss sich Gottes Güte und Zuwendung, Segen und Schutz durch fromme Leistungen und gute Werke verdienen. Gottes Güte ist wie ein unerschöpfliches Bankkonto. Du kannst abheben und abheben, und der Kontostand wird nicht geringer.
Wer das irdische Leistung-Lohnschema auf die Beziehung zu Gott überträgt, entspricht nicht der Gottesverkündigung Jesu. 'Seid nicht wie fromme Hausierer, die mit ihren religiösen Leistungen und ihren reinen Westen zu Gott kommen, und sich Gottes Gegenleistungen erwarten, sondern kommt zu ihm als arme Bettler, die gar nichts, überhaupt nichts vorzuweisen haben als ihre leeren, offenen Hände, die sich beschenken lassen!' verkündet uns Jesus.