Ich bin nicht gekommen, die Gesetze aufzuheben, sondern sie mit Menschlichkeit zu füllen
Text: Matthäusevangelium 12, 1–14 - Übersetzung: Gute Nachricht Bibel 2018
1 Damals ging Jesus an einem Sabbat durch die Felder. Seine Jünger hatten Hunger; darum fingen sie an, Ähren abzureißen und die Körner zu essen. 2 Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu Jesus: 'Da sieh dir an, was deine Jünger tun! Das ist nach dem Gesetz am Sabbat verboten!' 3 Jesus antwortete ihnen: 'Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als er und seine Männer hungrig waren? 4 Er ging in das Haus Gottes und aß mit ihnen von den geweihten Broten, obwohl das verboten war - denn nur Priester dürfen davon essen. 5 Oder habt ihr nicht im Gesetz gelesen, dass die Priester auch am Sabbat im Tempel arbeiten? Dadurch übertreten sie die Sabbatvorschriften; trotzdem werden sie nicht schuldig. 6 Und ich sage euch: Hier ist mehr als der Tempel! 7 Wenn ihr verstanden hättet, was mit dem Wort gemeint ist: 'Ich fordere von euch nicht, dass ihr mir irgendwelche Opfer bringt, sondern dass ihr barmherzig seid', dann würdet ihr nicht Unschuldige verurteilen. 8 Der Menschensohn ist Herr über den Sabbat; er hat zu bestimmen, was an diesem Tag getan werden darf.' 9 Jesus ging weiter und kam in ihre Synagoge. 10 Dort war ein Mann mit einer abgestorbenen Hand. Die Pharisäer hätten Jesus gerne angezeigt und fragten ihn deshalb: 'Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen?' 11 Jesus antwortete: 'Stellt euch vor, einer von euch hat nur ein einziges Schaf und das fällt an einem Sabbat in eine Grube. Packt er dann nicht zu und holt es heraus? 12 Ein Mensch ist doch viel mehr wert als ein Schaf! Also ist es erlaubt, einem Menschen am Sabbat Gutes zu tun.' 13 Dann sagte er zu dem Mann: 'Streck deine Hand aus!' Er streckte sie aus, und sie wurde so gesund wie die andere. 14 Da gingen die Pharisäer hinaus und beschlossen, dass Jesus sterben müsse.
Gottes Wort ist für uns Licht und Orientierung
Wo immer sich Jesus aufhielt, die Spitzel der religiösen Gesetzeshüter waren immer zugegen, um nichts zu übersehen, was er tat. Und schon wieder deckten sie Jesus als Gesetzesbrecher auf. Jesus ging mit seinen Schüler/innen an Getreidefeldern vorbei. Sie stillten ihren Hunger mit Getreidekörnern. Alles wäre in Ordnung gewesen, wenn sie es nicht an einem Sabbat getan hätten. Denn Ährenabreißen galt als Arbeit, und die war am Sabbat verboten. Gott will es so, glaubten die Gesetzeshüter.
Klug entkräftete Jesus ihre Überzeugung. Er zog König David und seine Leute heran. Sie taten etwas, was nur den über die Normalsterblichen sich erhoben wähnenden Priester erlaubt war. Als sie hungrig waren, gingen David und seine Begleiter in das Haus Gottes und aßen von den heiligen Broten. Jesus führte auch die Priester an, die am Sabbat im Tempel arbeiteten, somit das Gesetz übertraten und sich trotzdem, weil privilegiert, nicht schuldig machten.
Wenn ihr doch das Gotteswort aus Prophetenmund begriffen hättet 'Eure Opfer brauche ich nicht, eure Güte, Menschlichkeit und Barmherzigkeit zählt bei mir', richtete Jesus den Gesetzeshütern aus.
Ein zweites Beispiel erzählt die obige Evangelienstelle, wo die Gesetzeshüter glaubten, einen neuerlichen Anklagepunkt gegen Jesus verbuchen zu können. Jesus heilte am Sabbat einen Mann, dessen Hand unter Muskelatrophie litt. Heilen galt als medizinische Arbeit, und Arbeit war am Sabbat streng untersagt. Jesus führte seinen Widersachern aus: Wenn euer Haustier am Sabbat in die Grube fällt, dann befreit ihr es doch unverzüglich aus seiner Hilflosigkeit, ohne mit der Wimper zu zucken. Einen schwer beeinträchtigten Menschen sollte ich am Sabbat nicht befreien aus seiner Not?!?
'Du stellst dich an Gottes Stelle, indem du unsere heiligen Sabbatgesetze missachtest', warfen Jesus seine Gegner vor, 'du bist ein Gotteslästerer und stiftest die Menschen zur Gesetzlosigkeit an.' 'Ich hebe kein einziges Gesetz auf, ich rücke es nur ins rechte Licht, indem ich es mit Menschlichkeit, Güte und Barmherzigkeit fülle. Denkt doch einmal darüber nach!'